Lohndumping stand schon des öfteren in der Kritik. Doch gerade jetzt in der Coronakrise trifft es Geringverdiener wie Kellner und Köche hart, da sie auf Staatshilfen wie Kurzarbeitergeld angewiesen sind. Da bleibt für viele nur noch der Ausweg, der beruflichen Umorientierung.
Die derzeitige Krise hat es gezeigt: Lohndumping auf Kosten von Kellnern und Köchen ist ein zweischneidiges Schwert. In einigen Betrieben ist es gang und gäbe, das Gehalt nicht voll auszuzahlen, sondern einen Teil über das Trinkgeld, welches der Kellner sich über den Monat selbst beim Gast einholen muss, zu finanzieren. So kann es sein, dass bis zu einem Drittel des Lohns variabel ist. Zudem wird so ein beachtlicher Anteil des Lohns unversteuert am Staat vorbei eingenommen. Inwiefern das hinzunehmen ist oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. Fakt ist, solch ein Modell führt dazu, dass in Zeiten wie diesen, wo Mitarbeiter in der Gastronomie auf Staatshilfen wie Kurzarbeitszeitgeld angewiesen sind, das Einkommen bedrohlich knapp ausfällt. Denn durch das geringere offizielle Gehalt sinkt automatisch die Bemessungsgrundlage. Gerade Geringverdiener trifft es in der Coronakrise hart, da sie vor denselben fixen Kosten wie Miete und Strom stehen und selten großartig Rücklagen aufgebaut haben. Als zusätzliches Phänomen kann man derzeit erkennen, wie immer mehr Gastromitarbeiter den Weg in andere Berufe suchen. Aus der Not heraus werden dann Jobs angegangen, die auch langfristig in Frage kommen, da die Arbeitszeiten besser und die Bezahlung gerechter ist. So drängen wir ohne Grund die gut ausgebildeten Mitarbeiter, die wir bald wieder in unseren Reihen brauchen, aus ihren Anstellungen in unseren Betrieben.
Die erzwungene Auszeit wegen Corona ist der ideale Moment, um mit dem Lohndumping zu brechen. Denn ein Gehalt, das darauf aufbaut, bis zu einem Drittel des Lohns über freiwillige Trinkgelder vom Gast zu kompensieren, ist nicht nur ziemlich unfair, sondern führt auf lange Sicht auch zu massiv niedrigeren Rentenbezügen. Denn ein nicht zu unterschätzender Teil des Einkommens wird nicht in die Rentenkalkulation mit einfließen. Der einzige Weg, dem Lohndumping ein Ende zu bereiten, ist, die Löhne nach oben anzupassen. Angestellte, die so wenig verdienen, sollten nicht einen Teil des Einkommens als Bonusmodell ausgezahlt bekommen. Klar ist auch, dass die Zeche am Ende der Gast bezahlen muss. Denn bei den sehr eng auf Kante genähten Preisen im Restaurant ist kaum noch Spielraum. Beim Gast muss die Kommunikation vor allen Dingen geschlossen ankommen, sodass ein Umdenken in allen Köpfen stattfinden kann. Wir müssen hier als geschlossene Einheit auftreten. Ich denke, dass es zudem ein Weg ist, wie wir alle wieder dem Beruf mehr Attraktivität geben, denn derzeit zieht es nicht gerade viele in die Gastrobranche.
Ihr Steffen Sinzinger