Sieben Meilensteine zur Mitarbeitergewinnung

Zeit für Veränderung: Attraktive Arbeitgeber-Marke schaffen. Foto: AndreyPopov/ iStock/Getty Images
Redaktion 22.11.2021 MAGAZIN  |  Konzepte  |  Küchenmanagement  |  Karriere  |  AKTUELLES  |  News

Dehoga Rheinland-Pfalz stellt sieben Meilensteine zur Mitarbeitergewinnung im Gastgewerbe vor. Mit „exorbitanten Lohnsteigerungen“ und flexiblen Arbeitsmodellen will der Verband die Branche attraktiver machen.

Gastronomen seien derzeit mehr denn je gefordert, die Arbeitgeber-Attraktivität der Branche deutlich zu verbessern. Nur dann gelänge es, neue und an andere Branchen verlorengegangene Mitarbeiter:innen zurückzugewinnen, heißt es seitens des Dehoga Rheinland-Pfalz. Der Verband stellt daher sieben Meilensteine vor, mit denen es gelingen soll, Mitarbeiter:innen im Gastgewerbe zugewinnen:

  • Gute Löhne & Gehälter
    Die Gremien des Dehoga Rheinland-Pfalz haben in ihrer Arbeitgeberkommission ein weites Verhandlungsmandat erteilt, um noch in diesem Jahr mit der NGG sowohl einen neuen Entgelt- als auch einen neuen Manteltarifvertrag zu vereinbaren. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Gewinnung von Auszubildenden.

    Hier sind folgende Vergütungen vorgesehen:
    Erstes Lehrjahr:          1.000 Euro (+60 Prozent, aktuell 625/675 Euro)
    Zweites Lehrjahr:      1.100 Euro (+42 Prozent, aktuell 775 Euro)
    Drittes Lehrjahr:        1.200 Euro (+30 Prozent, aktuell 925 Euro)
    Abiturienten mit verkürzter 2-jähriger Ausbildung sollen mit dem Entgelt des 2. Lehrjahres starten. 

    Die Entgelte für ausgebildete Fachkräfte sollen auf 15,00 Euro (aktuell 11,00 Euro) je Stunde und auf monatlich 2.535 Euro (+ 36,4 Prozent, aktuell 1.859 Euro) angehoben werden. Damit soll die Attraktivität einer Tätigkeit im Gastgewerbe zusätzlich gesteigert werden. 

    Auch bei den Einstiegslöhnen für angelernte Hilfskräfte in der untersten Entgeltgruppe sind Lohnsteigerungen vorgesehen. So soll das Entgelt in dieser Gruppe auf 12,00 Euro je Stunde (aktuell 9,60 Euro) und damit auf 2.028 Euro (+25 Prozent, aktuell 1.622 Euro) angehoben werden. Die unterste Lohnstufe würde künftig 5 Prozent über dem gesetzlichen Mindestlohn liegen
     
  • Vereinbarkeit von Beruf & Familie
    Die Bedeutung von planbarer und ausreichender Freizeit wird immer wichtiger. Vereinbarkeit von Beruf und Familie, von Arbeit und Freizeit sollten daher durch intelligente und verlässliche Dienstpläne ermöglicht werden. Dabei solle künftig eine 4-Tage-Woche ebenso möglich sein wie eine 6-Tage-Woche; Erstere eher mit täglich 10 Stunden und Letztere eher mit 6 Stunden täglich. Je nach Jahreszeit und Saison, aber auch anders. Es brauche passgenaue Arbeitszeitmodelle, die auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der jeweiligen Mitarbeiter ausgerichtet sind. Dabei sei eine ganzjährige Beschäftigung anzustreben, um aus Saisonarbeitsplätzen sichere Dauerarbeitsplätze zu machen.
     
  • Guter Gastgeber – guter Arbeitgeber
    Die Atmosphäre im Team, die Wertschätzung der Mitarbeiter:innen und der Umgang miteinander im täglichen Betriebsalltag als Unternehmenskultur sind dritter und ebenso wichtiger Meilenstein einer attraktiven Arbeitgeber-Marke. Daher seien hier neben den Gastronomen ganz besonders die Führungskräfte und Abteilungsleiter gefordert.
     
  • Solidarität mit und Wertschätzung für das Gastgewerbe
    Das Gastgewerbe hat in der Pandemie – wie kaum eine andere Branche – in großer Solidarität mit der Bevölkerung in Deutschland ein Sonderopfer erbracht. Die Gäste hätten nun die Gelegenheit, einen Teil davon an die Branche zurückzugeben. Die notwendigen Lohnsteigerungen erfordern auskömmliche, faire Preise mit Steigerungen von 9 bis 15 Prozent. Diese würden durch eine Wertschätzungskampagne des Dehoga begleitet. „Faire Preise für gute Löhne“ statt „Geiz ist geil“ sei angesagt.
     
  • Verlässlicher Rahmen für sichere Dauerarbeitsplätze
    Nach Anssicht des Dehoga hat die Politik das Vertrauen in die Dauerhaftigkeit und Sicherheit der Arbeitsplätze im Gastgewerbe durch den zweimaligen Lockdown mit insgesamt neunmonatiger Zwangsschließung erschüttert. Dieses Vertrauen wiederaufzubauen, sei Grundvoraussetzung, um Mitarbeiter für das Gastgewerbe zurückzugewinnen, die insbesondere während der zuletzt siebenmonatigen Zwangsschließung in andere Branchen wechselten. Hier sei daher die Politik gefordert; sie müsse eine dauerhafte Öffnung des Gastgewerbes sicherstellen und damit die Voraussetzung schaffen, dass dieses Vertrauen wieder wachsen kann.
     
  • Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes
    Der Dehoga fordert zudem, dass die Politik das strukturelle Problem der Winterarbeitslosigkeit im Gastgewerbe durch eine Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes löst. Wochenarbeitszeiten und Jahresarbeitszeitkonten seien geeignete Instrumentarien, um saisonale Schwankungen abzufedern und Dauerarbeitsplätze zu schaffen. Überstunden in den Hochsaisonzeiten gewährleisten durch einen Freizeitausgleich in den schwachen Saisonzeiten eine ganzjährige Beschäftigung.
     
  • Zuwanderung in den deutschen Arbeitsmarkt
    Eine weitere Forderung an die Politiker ist die Erleichterung der Zuwanderung in den deutschen Arbeitsmarkt, um damit den entscheidenden Beitrag zu leisten, dass die Zielgröße von 400.000 zusätzlichen Arbeitskräften aus dem Ausland erreicht werde. Dazu sollte als Einreisekriterium – auch für außereuropäische Herkunftsländer – einzig auf das Vorliegen eines rechtsverbindlichen Arbeits- oder Ausbildungsvertrages abgestellt werden.

www.dehoga-rlp.de