Als Ausbilder verantworten Köch:innen eine anspruchsvolle Aufgabe. Viele trifft die neue Rolle aber ganz unvorbereitet. Um sie hierauf besser vorzubereiten, bietet der VKD eine neue Zusatzqualifikation für Ausbilder an. Wir haben mit Konrad Hurter über die Inhalte des Online-Seminars gesprochen, an dessen Entwicklung er beteiligt war.
KÜCHE: Was denken Sie, sollen Köch*innen mitbringen, die junge Menschen ausbilden wollen?
KONRAD HURTER: Für viele unserer Kolleg:innen ist es keine Frage, ob sie ausbilden wollen. Sie geraten oft ungewollt und unvorbereitet in die Rolle eines Ausbilders. Denn der Betrieb stellt die Azubis ein. Fachlich ist das meistens kein Problem. Schwieriger ist es, mit den Situationen, die sich in der Kommunikation mit jungen Menschen ergeben, richtig umzugehen.
Können Sie genauer erklären, welche Situationen in der Kommunikation Sie meinen?
Es geht nicht etwa darum, wie ich jungen Menschen beibringe, eine Sauce zuzubereiten. Es geht vielmehr darum, dass ich als Ausbilder Verständnis für junge Menschen habe, dass ich bereit bin, mich auf sie einzulassen.
Welche weiteren Eigenschaften außer Offenheit sind noch wichtig für einen guten Ausbilder?
Man muss ein Herz nicht nur für den Nachwuchs, sondern auch für den Beruf haben, ebenso Geduld und Führungsstärke. Um Letzteres zu trainieren, ist das Seminar entwickelt worden.
Angesichts des großen Mangels an Personal und Nachwuchs – inwiefern lernen Teilnehmer:innen durch den Kurs, Auszubildende für den Beruf zu begeistern?
Zunächst gilt es, die Ausgelernten für die Bedeutung einer guten Ausbildung zu gewinnen. Je mehr Kolleg:innen sich der Verantwortung für unseren Nachwuchs bewusst sind, desto größer wird die Chance, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Damit, wie man Lernende motiviert, beschäftigt sich ein eigenes Modul. Junge Menschen haben prinzipiell Lust. Man muss das nur aus ihnen herauskitzeln.
Inwiefern fehlt es vielen Köch:innen an einer Qualifikation zur Ausbildung?
Fachliches Wissen zu vermitteln, das ist meistens nicht das Problem, wie gesagt. Es gibt eher Defizite im Umgang und in der Kommunikation, die teilweise auf überholten Sichtweisen fußen. Die Einstellung: „Die Jungen sollen das lernen, was wir ihnen beibringen!“ ist meiner Meinung nach falsch. Die Zeiten haben sich gewaltig geändert. Die nachfolgende Generation auch. Die „Jugend von heute“ tickt anders. Wenn wir das begreifen, annehmen und umsetzen, sind wir auf dem richtigen Weg.
In welchen Situationen merkt man als zumindest „mittelalter“ Kollege, dass junge Menschen anders denken, andere Sichtweisen haben?
In meiner Generation hat man mehr „geschluckt“ und einfach das gemacht, was gesagt wurde. Die heutige Jugend fragt mehr nach, sie stellt auch kritische Fragen. Zugleich informieren sich die jungen Menschen viel selbst. Sie erwarten, dass man ihnen auf Augenhöhe, also partnerschaftlich, begegnet.
Kann man diese Entwicklung nicht einfach positiv sehen?
Ich sehe das sehr positiv, dass junge Menschen heute selbstbewusst sind und eigenständig denken. Sie bringen ja auch Fähigkeiten mit. Viele von ihnen sind beispielsweise älteren Mitarbeitern in Sachen Digitalisierung auch weit voraus.
Sollte man Auszubildende auch mehr in ihrer digitalen Welt abholen?
Auf jeden Fall. Deshalb widmet sich ein ganzes Modul des Kurses diesem Thema.
In welchen verschiedenen Bereichen wird den Teilnehmer:innen Wissen vermittelt?
Das Seminar ist in fünf wesentliche Blöcke aufgeteilt. Es werden Themen vemittelt wie zum Beispiel: Wie baue ich eine Empfangskultur auf, Begegnung auf Augenhöhe, Wertschätzung im Alltag, ausbildungsbegleitende Checklisten, Kritikmanagement, Feedback- Kultur, um nur einige zu nennen.
Ist die Fortbildung ein offizieller „Ausbilderschein“, den ich dann im Rahmen einer Meisterprüfung nicht mehr machen muss?
Nein. Der „Ausbilderschein“, also die Prüfung nach AEVO, wird von der IHK abgenommen und ist Voraussetzung zum Meisterbrief. Die AEVO deckt hauptsächlich die rechtlichen Parameter ab, die eine Ausbildung berufsübergreifend mit sich bringt. Mit diesen Dingen hat hauptsächlich der Arbeitgeber, also der Betrieb zu tun.
Wir wollen wirklich unseren Kolleg:innen im Alltag helfen, eine gute Ausbildung zu gestalten. Ich bin übrigens der vollen Überzeugung, dass ein wertiger und wertschätzender Umgang mit den jungen Menschen zu wesentlich weniger Abbrüchen beiträgt. Das Zertifikat bleibt übrigens Eigentum des Absolventen und ist nicht an den Betrieb gebunden, wie z. B. die Zertifikate „Qualifizierter Ausbildungsbetrieb“. Somit haben die Kolleg:innen eine Aufwertung, z. B. bei einer Bewerbung um einen neuen Arbeitsplatz.
Ist das Angebot eine Möglichkeit für Köch:innen mit offizieller Ausbilderqualifikation, um ihr Wissen aufzufrischen und zu erweitern?
Auf jeden Fall. Wie ich schon bemerkt habe: Die Zeiten haben sich gewandelt. Mit dem Seminar werden auch wertvolle Listen und Dokumente für den täglichen Ausbildungsablauf zur Verfügung gestellt.
Es können auch Einzelmodule gebucht werden. Was bringen mir diese?
Kolleg:innen, die bereits routiniert mit der Ausbildung betraut sind, können sich Themen auswählen, bei denen sie noch Input gebrauchen können. Auch ein Einstieg in die Ausbildungsthematik kann so leicht gefunden werden. Es ist oft auch eine zeitliche Frage, wann ich mir was aneignen kann. In einem persönlichen Stufenmodell kann das eine große Hilfe sein.
Gibt es eine Prüfung?
Ja! Wenn alle fünf Module absolviert sind, kann eine Prüfung abgelegt werden. Danach bekommt jede:r Teilnehmer:in ein Zertifikat „VKD Fachkraft Ausbildung“. Die Teilnahme an jedem einzelnen Modul wird mit einer Urkunde bestätigt.
Warum ist das Angebot online?
Das ist den Arbeitsumständen geschuldet. Die Schulungen finden nachmittags in Einheiten zu jeweils ca. 1,5 Stunden statt. Das kann von zu Hause aus oder auch im Betrieb in der Freistunde bequem gemacht werden.
Wir wollen damit die Kosten so niedrig wie möglich halten. Es sollen auch Kolleg:innen am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn angesprochen werden. Da sind Zeit und Geld wesentliche Faktoren, die für oder gegen eine Weiterbildung sprechen.
Vielen Dank für das Gespräch.
KONRAD HURTER
Jahrgang 1955
Der Vorsitzende des VKD-Landesverbandes Baden-Württemberg absolvierte seine Kochausbildung im Restaurant Ulrichshöhe in Hardt, im Steigenberger Hotel Graf Zeppelin eine Ausbildung zum Kellner. Danach bildete er sich zum Küchen- und Restaurantmeister fort. Hurter war lange Zeit selbstständig, bevor er als Betriebsleiter im Casino der Oberpostdirektion Freiburg tätig war und zuletzt als Küchenfachberater bei Nestlé Professionel.
VKD-ZERTIFIKAT AUSBILDUNG
Zielsetzung: Vermittlung von Wissen und Methoden für den Ausbilderjob in der Küche
Zielgruppe: Köche ohne Ausbilderschein nach AEVO sowie für Ausbilder:innen, die ihr Wissen aktualisieren und erweitern möchten
Format: Online als berufsbegleitendes Angebot
Umfang: 22 Unterrichtseinheiten, unterteilt in fünf Module – Planung einer Ausbildung, Methodik und Didaktik, Kommunikation, Umgang mit Konflikten und Digitalisierung; die Buchung von Einzelmodulen ist ebenfalls möglich
Nächste Termine: 10. Januar bis 9. Februar 2022, jeweils montags und mittwochs von 18 bis 19.30 Uhr sowie 25. April bis 25. Mai 2022, jeweils montags und mittwochs von 15 bis 16.30 Uhr
Prüfung: Online-Test, durch das Bestehen wird das VKD-Zertifikat Ausbildung erworben
Kosten: 250,- Euro (VKD-Mitglied), 320,- Euro (Nichtmitglied)
Einzelnes Modul: 60,- Euro (Mitglied), 75,- Euro (Nichtmitglied)
Informationen und Kontakt: www.vkd.com; Tel.: 069/63 000 6-18