Es findet ein Umdenken statt, das stellt Michael Scholz bei seiner Arbeit deutlich fest. Der erfolgreiche Personalberater und Headhunter für Hotellerie und Gastronomie kennt die Branche seit zwei Jahrzehnten genau und war selbst lange Führungskraft.
„Männer laden Männer ein“: So lautet eine der Erklärungen von Michael Scholz, was in den letzten Jahren in der Personalentwicklung falsch gelaufen ist. „Die Branche ist männerdominiert. Viele Männer haben schlichtweg noch nicht im Kopf, dass Frauen das auch können“, so der erfahrene Personalmanager.
„Außerdem ist der Ruf von Küchen nach wie vor negativ. Die Angst vor dem harschen Ton schreckt nicht nur Frauen ab.“ Es sind auch nicht allein die Arbeitsbedingungen, ist er überzeugt. „Das sehen wir ja in der Alten- oder Krankenpflege, die unter ähnlichen Vorzeichen arbeitet, aber frauendominiert ist. Dort rekrutieren eben überwiegend Frauen.“
Familienbedingte Auszeit als Motiv
Noch zu viele Traditionsbetriebe tun sich mit der Akzeptanz von Frauen schwer, so sein Eindruck. „Das kommt nicht von ungefähr, denn es gibt sie noch, die Betriebe, in denen der alte Geist herrscht. Ich halte das für völlig falsch, nicht nur vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels. Wir schließen faktisch die Hälfte der Bevölkerung aus.
Unsere Personalvermittlungsgespräche führen wir grundsätzlich genderneutral. Wir stellen niemals konkret die Frage nach den Geschlechterpräferenzen, sondern wir versuchen, hier Tendenzen zu erkennen. Im besten Fall hören wir ein ‚Das ist mir egal‘. Wir hören aber auch ‚Bloß keine Frau‘. Das finde ich extrem schwierig.“ Die Befürchtung vor Schwangerschaft und Elternzeit sei dann das beherrschende Motiv.
Gezielte Nachwuchsförderung
Auf 15 bis 20 Prozent schätzt Scholz die Zahl der Betriebe, die sich „hart wehren“ und auf keinen Fall eine Frau einstellen wollen. „Das ist eine laute Minderheit, die aber den schlechten Ruf aufrechterhält.“ Scholz und sein Team nehmen das eher sportlich. „Wir versuchen, dem konkret entgegenzuwirken. Aus unserem Portfolio schicken wir grundsätzlich fachlich passende Profile, da ist es für uns unerheblich, ob Mann oder Frau. Wenn dann Einwände nur wegen der Geschlechterfrage kommen, fangen wir an zu argumentieren. Viele Betriebe lassen sich überzeugen. Dieser Prozess geht aber leider in unserer Branche viel zu langsam“, resümiert Michael Scholz.
„Wir dürfen diesem Geist keine Chancen geben, der weiter auf alten Strukturen beharrt. “
Veränderungen müssten aus der Branche selbst kommen, sonst sei das nicht nachhaltig, so Scholz. „Wir können eine gleichberechtigte und interkulturelle Veränderung in den Unternehmen nicht per Gesetz verordnen. Eine Quote würde auch nicht funktionieren, weil der Nachwuchs fehlt. Ich sehe aber deutlich, dass eine jüngere Generation nachzieht, die diese Diskrepanz versteht und ändert.
So sehen wir viele tolle Konzepte, z. B. zur Kinderbetreuung.“ Arbeitgeber müssten sich eine Marke schaffen, damit gezielt Nachwuchsförderung betreiben und gemischte Teams aufbauen. „Mit guten Konzepten profitieren Betriebe langfristig. Mitarbeiter:innen müssen beim Wandel mitgenommen werden. Der Fachkräftemangel ist extrem, wir müssen die Berufe attraktiver machen. Es geht um nichts weniger als eine neue Denkweise.“
MICHAEL SCHOLZ
Der gelernte Hotelfachmann und studierte Marketingexperte war viele Jahre als Führungskraft tätig, unter anderem in einem europaweit tätigen Freizeitunternehmen. Dort verantwortete Scholz als Mitentscheider in einem internationalen Gremium Gastronomiekonzepte. Seit 2004 ist er mit Scholz Interim Inhaber einer Agentur für Personalberatung und -vermittlung im Gastgewerbe.
www.scholz-interim.de