Ein hoher Luftaustausch und frische Luft zählen laut Robert Koch-Institut zu den wirksamsten Methoden, die Corona-Infektionsgefahr in Innenräumen zu mindern. Armin Wenge und Peter Adam-Luketic verraten uns mehr zum Thema Luftreinigung und Frischluft.
Um das Risiko einer möglichen Ansteckung mit COVID-19 in Innenräumen zu minimieren, gewinnen technische Maßnahmen zum Reinigen von Raumluft immer mehr an Bedeutung. „Wichtig sind Techniken, die mit Frischluft arbeiten“, betont Armin Wenge, Geschäftsführer von Delphi Lebensmittelsicherheit Köln und Netzwerk Culinaria-Mitglied. Ob ein Lüftungsgerät als Keimschleuder fungiert oder für nahezu virenfreie Reinluft sorgt, sei von den jeweiligen Systemen beziehungsweise Filtern abhängig. „Lüftungsanlagen mit hohen Umluftanteilen können sich als Infektionsquelle erweisen“, so Wenge weiter. Sollten sich die Anlagen, nicht auf einen hohen Frischluftanteil umstellen lassen, könnte sich die Nutzung als kontraproduktiv erweisen und ist laut Armin Wenge daher nicht zu empfehlen.
Hohe Luftwechselraten
Auch VKD-Mitglied Peter Adam-Luketic, Gründer der vtechnik Planung GmbH im badischen Gaggenau, weiß: „Wer in neue Systeme auf Frischluft Basis investiert, sollte auf hohe Luftwechselraten achten.“ Herkömmliche Lüftungsgeräte für zu Hause oder kleinere Büros seien oft nur auf Luftwechselraten zwischen 0,4 und 0,6 eingestellt und sollten mit Vorsicht bedacht werden. Bei gewerblichen Hochleistungsgeräten mit Filtern beträgt der Wert dagegen, je nach Raumvolumen ein Vielfaches. Bei 80 qm³ sind das bis zu 20 Luftwechselraten, das heißt, sie tauschen die Luft 20-mal pro Stunde aus, so der Experte. Systeme mit Hepa-Filtern können beispielsweise auch die kleinsten Partikelgrößen auffangen und sorgen für eine nahezu keimfreie Luft wie in OP-Sälen, weiß Adam-Luketic. „Geeignet sind dabei Anlagen mit H14-Filtern nach EN 1822, die sich als mobile Varianten in Gasträumen flexibel und nach Bedarf platzieren lassen“, so der Planungsexperte weiter.
Luftaustausch ist messbar
Eine natürliche Lüftung via Fenster kann die Viruslast ebenfalls senken – sofern die Gäste ständiges, kräftiges Lüften bei kühleren Außentemperaturen akzeptieren. Sollte auf Frischluft gesetzt werden, so kann über eine Messung der CO2-Konzentration in der Raumluft ermittelt werden, ob das Lüften auch wirklich wirkt, so Armin Wenge. Die CO2-Konzentration gälte als Maß für einen hinreichenden Luftaustausch: Alles bis zu 1.000 ppm sei noch akzeptabel. Zum Vergleich: Draußen liegt der Gehalt bei 400 ppm. „Solche einfachen CO2-Messgeräte haben wir auch in unseren Präsenzschulungen im Einsatz“, berichtet Wenge. „Sie sind für rund 100 Euro erhältlich und helfen uns nicht nur unkompliziert beim Beurteilen der Luft. Sie sind eine echte vertrauensbildende Maßnahme für unsere Teilnehmer.“
„Hygieneschutzkonzepte werden uns auch in Zukunft begleiten, auch nach Corona.“, ist sich Armin Wenge sicher. „Einige der Hygiene-Maßnahmen sind weiterhin sinnvoll, kosten wenig und zeigen auch schon positive Effekte bei anderen Infektionskrankheiten.“ So gingen seit dem Lockdown beispielsweise die vom RKI gemeldeten Infektionen mit Krankenhauskeimen (MRSA) zurück, und seit März wurde kein einziger Masernfall mehr gemeldet, argumentiert Wenge.