Kochen wie im Urlaub

Stevan Paul: "Was ich an der Urlaubsküche liebe, ist, mit Produkten zu kochen, die ich vor Ort vorfinde." Fotos: Vivi D’Angelo/Brandstätter Verlag
Sylvia Winnewisser 13.06.2023 MAGAZIN  |  Kochkunst

Der Koch, Journalist und Autor Stevan Paul hat mit seiner neuen Buchveröffentlichung „Einfach Urlaub“ ein Kochbuch für alle geschrieben, die im Urlaub am liebsten selbst kochen. Leichte und schnelle „Rezepte, die den Sommer feiern“, bieten jede Menge Inspiration für Profiköche und Laien. 

Sommer, Sonne, Urlaubszeit – für Stevan Paul ist das die Zeit zum Entschleunigen, zum geselligen Beisammensein und dem Kochen mit Familie und Freunden. Kurz alles, was er neben dem Schreiben am liebsten macht. Folgerichtig hat sein neuestes Buch, das Anfang des Jahres im Brandstätter Verlag erschienen ist, den schönen Titel: „Einfach Urlaub – Rezepte, die den Sommer feiern“. Beim ersten Durchblättern ahnt man schon, dass die Veröffentlichung allen Beteiligten sehr viel Spaß gemacht hat. Sie fand sozusagen live in einem Ferienhaus am See in Norddeutschland statt. Hier wurden innerhalb von drei Wochen alle Rezepte, die Stevan Paul teilweise selbst in einem Urlaub entwickelt hat, gekocht und vor Ort fotografiert. 

Pauls Hauptmotivation für das Buch? Ohne lange zu überlegen, antwortet er: „Weil wir alle immer mehr und immer länger arbeiten. Der Urlaub ist die eine Sache im Jahr, wo es dann auch besonders schön sein soll.“ Darüber hinaus sei ihm aufgefallen, dass die Urlaubsgewohnheiten vieler Menschen sich geändert hätten. Sicher auch durch Corona verzichten Menschen auf das Alles-inklusive-Angebot in der betreuten Ferienanlage. Sie kaufen sich einen Camper oder mieten sich individuell Tiny House oder Ferienwohnung mit Selbstversorgung. Wie Stevan Paul selbst, der seit vielen Jahren am liebsten mit dem Camper unterwegs ist, wo er immer eine kleine Küche dabei hat, wie er im Buch schreibt. „Für solche Individualisten und Familien habe ich dieses Kochbuch geschrieben“, so der 54-Jährige, „denn die schönste Zeit im Jahr soll kulinarisch Spaß machen, ohne zu stressen“. Es sei sein erstes Kochbuch für Familien, gesteht der Autor, daher sind viele leichte Rezepte dabei, die auch Kindern schmecken. Außerdem frische Drinks, Salate und Süßes. 

Geschmack und Machbarkeit entscheidend
„Alle Lebensmittel sollten immer im örtlichen Supermarkt/dem Dorfladen erhältlich sein.“ Oder auf dem Wochenmarkt, für den man sich im Urlaub Zeit nehmen kann. Im Gespräch mit den Produzenten könnten so Wertschätzung für deren Arbeit und die Natur entstehen. Die Rezepte haben einen mediterranen Schwerpunkt, dennoch sind solche aus der ganzen Welt enthalten – gekocht im Stil von Stevan Paul: Ofenreis Levante, Mechouia, Ofengemüse nach Art der tunesischen Küche oder libanesischer Labneh, ein Frischkäsedip, auch Klassiker wie Ofenhühnchen, Pellkartoffeln mit Schmandcreme oder Palatschinken. 

Bei der Bezeichnung der Kapitel hat sich Paul am Ablauf des Urlaubsgeschehens orientiert. So ist das erste Kapitel „Reiseproviant und Snacks“ benannt, gefolgt von „Angekommen“, „Am ersten Abend“ oder „Gut gegen Hitze“, um nur einige zu nennen. Jedes Rezept ist schnell zubereitet – bis auf das Ragùt di Papá, das Fotografin Vivi D’Angelo an einem Regentag nach Rezept ihres Vaters gekocht hat – gute vier Stunden, dann war es „schön sämig und sehr umami“, schwärmt Paul. Das Kapitel dazu heißt: „Wenn es doch mal kühler wird“ und war eigentlich nicht geplant. „Aber das Wetter war danach.“ 

Zu der Auswahl und Zubereitung der Rezepte sagt der Koch, er habe keinen Anspruch auf Authentizität, für ihn seien Geschmack und die Machbarkeit im Urlaub entscheidend. Daher funktioniere sein Buch auch überall, in Deutschland genauso wie in Frankreich oder Italien, auch zu Hause in der Stadt auf dem Balkon. Neben Food- und Landschaftsfotos und Rezepten sind auch Tipps dabei, etwa was an Utensilien in der Urlaubsküche, im Camper und zum Grillen nicht fehlen darf, wie richtig gekühlt wird oder wie aus einem Rezept für ein Basis-Dressing 1.000 Möglichkeiten zum Variieren werden. 

„Snacks müssen handhabbar sein“
Getreu der Devise, Sommerrezepte sollen leicht zuzubereiten und praktikabel sein, schnell gehen und frisch sein, enthält „Einfach Urlaub“ auch viele sommerliche Salate und jede Menge Kleinigkeiten, die ohne Kochen auskommen, Snacks und Fingerfood eben. Wobei Paul einen Gemüsesalat durchaus auch als Snack ansieht, den man auf die Radtour oder zum Wandern einpacken kann. Als Beispiele nennt er etwa den Spicy Gemüse-Obst-Salat mit Erdnüssen (siehe Rezept unten). Mehr Snacks zum Nachahmen sind etwa Sgabei, „Pa am tomàquet“ oder die „Sardellenhochzeit“ aus der Tapas-Küche, „Coca mallorquin“ oder eine lecker belegte Wassermelonen-Schnitte. 

Als Tipps für die Zubereitung von Snacks und Fingerfood gibt Paul seinen Kochkolleg:innen mit auf den Weg: Snacks und vor allem Fingerfood müssen schnell gehen, mit wenigen Handgriffen herzustellen sein und appetitlich präsentiert werden. Und ganz wichtig: Sie müssen handhabbar sein, weil man sie oft nur mit einer Hand greifen kann (wenn sich beispielsweise in der anderen ein Glas befindet). „Fingerfood und Snacks mit viel Schnickschnack an Deko obendrauf gehen nicht. Das fällt nur runter“, weiß der Autor aus eigener Erfahrung. „Ein Snack muss schnell und unfallfrei in den Mund“, empfiehlt er. Man sollte mitdenken. Wie essen die Leute das? Und entsprechend zubereiten. Frisch sollten sie immer sein, „daher nur wenig servieren und lieber öfter nachlegen“.

 

Rezept: Spicy Gemüse-Obst-Salat mit Erdnüssen  

(für 2-4 Personen)

ZUTATEN
4 EL Sweet Chili Sauce (alternativ Honig oder Ahornsirup mit Chili verrühren); Saft von 1 Limette; 1 EL Sojasauce; 6 Radieschen; Salz; 1 Möhre; 1 Salatgurke; 1 Handvoll blaue oder grüne Trauben; 1 (grüner) Apfel; 1-2 EL geröstete, gesalzene Erdnüsse

ZUBEREITUNG
Aus Chilisauce, Limettensaft und Sojasauce eine Vinaigrette rühren. Radieschen achteln und salzen. Möhre schälen, längs halbieren, dann längs in dünne Scheiben schneiden und salzen. Gurke streifig schälen, längs vierteln, das Kerngehäuse entfernen und das Gurkenfleisch stifteln. Ebenfalls leicht salzen. Die Trauben in warmem Wasser waschen und halbieren. Den Apfel vierteln und entkernen, in Blättchen schneiden. Gemüse und Obst mit der Vinaigrette mischen. Mit gehackten Erdnüssen bestreuen und genießen. Nach Belieben mit frischem Koriander, frischer Minze und Krabbenchips servieren. Das Rezept ist dem Balinesischen Rujak-Gula-Salat nachempfunden.