Kleine Warenkunde: Hirse

2023 ist das internationale Jahr der Hirse: Denn die Getreideart ist widerstandsfähig gegenüber Klimaveränderungen, wie die UN-Generalversammlung erklärt. Foto: Bhofack2/iStock/Getty Images
Sylvia Winnewisser 04.07.2023 MAGAZIN  |  Kochkunst

Wer kennt ihn nicht, den Hirsebrei. Wenn nicht aus dem Märchen, wo er sich selbst gerührt hat, dann aus der Kindheit, wenn er als Babybrei oder süßes Dessert auf den Tisch kam. Lange Zeit kämpfte die Hirse mit dem Image des Arme-Leute-Essens als sogenanntes „Brot des armen Mannes“. Doch diesen schlechten Ruf haben die kleinen Körner nicht verdient.
 

Heilige Pflanze 

Ihren Ursprung hat die Hirse wohl in China. Dort wird sie vermutlich zum ersten Mal 4.500 v. Chr. erwähnt und als heilig bezeichnet. Gut 2.000 Jahre später war Hirse fester Bestandteil der afrikanischen und asiatischen Ernährung und gehört damit zu den ersten kultivierten Pflanzen. Mit dem Christentum kam sie nach Europa. Bald wurde aus gegorener Hirse auch Bier gebraut.

6.000 Varianten 

Botanisch gesehen gehört Hirse zur Familie der Süßgräser (Poaceae). Der Sammelbegriff Hirse vereinigt eine Gruppe von etwa 6.000 Varianten, die zu verschiedenen Gattungen gehören. Unter anderem kennt man Rispen-, Kolben- oder Borstenund Perlhirse sowie Sorghum, auch Milo oder Kaffeekorn genannt.

Jahr der Hirse 

2023 ist das internationale Jahr der Hirse. Das hat sich die Getreideart dadurch verdient, dass sie „widerstandsfähig gegenüber Klimaveränderungen“ ist, wie die UN-Generalversammlung erklärt. Hirse verträgt große Hitze und schlechte Böden, auch solche, wo Reis, Weizen und Mais nur die Köpfe hängen lassen. Kälte verträgt sie nicht.

Für Mensch und Tier 

Im Mittelalter war Rispenhirse das Hauptnahrungsmittel, als Kartoffeln und Mais noch unbekannt waren. Später wurden die Pflanzen und Körner in Westeuropa hauptsächlich als Tierfutter verwendet (Kanarienvogels Lieblingsspeise!). Heute haben Vegetarier und Veganer weltweit den ernährungsphysiologischen Wert der Hirse erkannt und Landwirte schätzen ihre Anspruchslosigkeit.

In der Küche... 

... ist die Hirse der schmackhafte Star unter den Getreiden. Dank des fehlenden Klebereiweißes ist Hirsemehl bestens zum Backen von Fladenbrot oder Pancakes geeignet. In Suppen, Salaten (als Keimling) oder im Müsli (Hirseflocken) schmeckt sie ebenso wie als Bällchen in der Bowl oder Zutat in Fleischpasteten. Mit Weizenmehl gemischt, ist Hirsemehl zum Backen von Kuchen und Plätzchen gut.

Kein Gluten 

Die Körner gibt es je nach Sorte in den Farben cremeweiß, braun, grau oder rot. Sie enthalten eine Menge guter Nährstoffe, unter anderem Magnesium, Kalium, B-Vitamine, hochwertiges Eiweiß und viel Kieselerde, die auch für das typische kräftige Aroma verantwortlich ist. Für Allergiker ist Hirse das Traumgetreide – Hirsemehl enthält kein Gluten und verursacht auch sonst keine Allergien.

Hirse-Bällchen 

150 g Hirse in 400 ml Wasser mit etwas Kräutersalz aufkochen und 10 Minuten köcheln. 1 EL Currypulver in 1 EL Olivenöl anrösten, gehackte Zwiebel und geraspelte Möhre zugeben. Hirse dazu, mit 50 ml Sojacreme, 2 EL gehackter Petersilie grob pürieren und würzen. Mit etwas Paniermehl vermengen, Bällchen formen und knusprig ausbacken.

Die kleinste Hirse 

Teff gehört ebenfalls zur Familie der Süßgräser und wird als das kleinste Getreide der Welt gehandelt. Daher auch der andere Name: Zwerghirse. Aus Teffmehl wird zum Beispiel das weiche, gesäuerte Fladenbrot Injera, Spezialität aus Äthiopien, zubereitet. Und für alle Backwaren, die kein Gluten enthalten dürfen, empfiehlt es sich ebenfalls. Aus Teffsamen wird auch Tee hergestellt.