Am 21. Oktober 2024, dem Finaltag des Live-Wettbewerbs „Koch des Jahres“ im Kameha Grand in Bonn, sicherte sich Jaspar Wcislo zusammen mit seinem Assistenten Marcel Förster den ersten Platz. Als Hommage an die Kochlegende Dieter Müller war ihr Menü ein Volltreffer.
Für den Wettbewerb „Koch des Jahres 2024“ hatten sich Jaspar Wcislo, zu dieser Zeit noch Sous-Chef im Agata’s in Düsseldorf, und sein Küchenchef Marcel Förster erneut als Team angemeldet, nachdem sie bereits im Vorjahr gemeinsam angetreten waren – damals allerdings noch mit Förster als Kandidat und Wcislo als Assistent. Im zweiten Anlauf kamen sie in der neuen Konstellation auf den ersten Platz. „Schade, dass nur mein Name auf dem Preis steht, denn wir waren zu 100 Prozent ein Team“, bedauert Jaspar Wcislo. Wie in jeder Küche zähle auch in der Wettbewerbsküche der Teamgedanke. Nur gemeinsam komme man ans Ziel. Und so war es auch beim Finale des „Koch des Jahres“ in Bonn.
Gelungene Hommage an Dieter Müller
Die Vorbereitung und auch die Umsetzung waren von Anfang an ein Gemeinschaftsprojekt. Und während der eine am Jurytisch schon den ersten Gang präsentierte, legte der Teampartner in der Kochbox noch unter Hochdruck letzte Hand an den nächsten. Insgesamt fünf Stunden Zeit hatten die Wettbewerbsteams für das geforderte 3-Gänge-Menü im Finale, das in diesem Jahr als Hommage an den langjährigen Jurypräsidenten Dieter Müller angelegt war. Der war voll des Lobes für die Leistungen der Finalisten: „Die innovativen Interpretationen der Kandidaten haben mich begeistert und es war ein knappes Rennen.“ Erst am Vorabend des Finales hatte Dieter Müller persönlich den Warenkorb vorgestellt.
Beim Hauptgang waren unter anderem Kalbsbäckchen und -filet, Vanille, wilder Brokkoli, Sellerie und Balsamico vorgegeben. Vorspeise und Dessert sollten ebenfalls der Legende Dieter Müller Tribut zollen – bei den Zutaten hatten die Finalisten jedoch freie Hand.
Wcislo punktete mit einer Vorspeise, die sich an das legendäre „Amuse Bouche“-Menü anlehnte, bestehend aus einem feinen Saibling aus der Fischzucht Birnbaum, konfiert in brauner Butter mit Süßholz-Meerrettich-Beurre Blanc, einem Fenchelschaumsüppchen mit Saiblingspraline sowie einem Saiblingstatar mit Fencheleis und Kaviar. Im Hauptgang folgten „Kalbsbacke, Kalbsfilet, Möhre, Tatar Agata‘s“ mit Chimichurri – hier geht es zum Rezept.
Beim Dessert „Mettmanner Ziegenkäse mit Kürbis, Zitronengras und Curry“ beeindruckte Jaspar mit einer dekonstruierten Version des Müller-Klassikers „Cappuccino von Curry und Zitronengras“ – eine ausgesprochen gelungene Hommage, so die Jury. Dafür durfte sich Jaspar Wcislo neben dem Hauptpreis in Höhe von 5.000 Euro und dem Titel „Koch des Jahres“ auch über den Dessert-Sonderpreis, einen Mousse-Chef von FRXSH, freuen.
Der Weg zum Ziel
Erfolge brauchen oft einen langen Atem. Gut, wenn man früh damit anfängt. Auf Jaspar Wcislo trifft das auf jeden Fall zu, denn er stand schon als kleiner Junge in der Küche und schaute seiner Oma beim Kochen über die Schulter. Auch im Elternhaus im Taunus wurde viel Wert auf gutes Essen gelegt – und selbst Gemüse angebaut. Als es darum ging, ein Schülerpraktikum zu absolvieren, traf Jaspar auf Patrick Maurice, Küchenchef im Wiesbadener Gasthof „Jagdschloss Platte“. Das Praktikum machte so viel Spaß, dass der junge Jaspar auch Jahre später noch bei Events im Wiesbadener Betrieb aushalf und direkt nach dem Abitur eine Kochausbildung begann. Die dann allerdings im Schlosshotel Rettershof bei Frankfurt. Die ambitionierte Küche dort war anfangs durchaus eine Herausforderung, doch mit Fleiß und Disziplin übernahm Jaspar schnell eigenständige Aufgaben, vor allem in der Eventgastronomie.
Direkt nach dem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung ging es für den jungen Koch weiter in die Sterneküche des „PURS“ nach Andernach – und zwar zum damaligen Küchenchef Christian Eckhardt (vgl. KÜCHE 4/2019). Ein Karriereschritt, der Wcislos Potenzial früh erahnen ließ. Jaspar blieb fast drei Jahre und arbeitete sich vom Commis zum Chef de Partie hoch.
„Mein Stil ist ungezwungen, individuell, kreativ.“
Jaspar Wcislo
Der 28-Jährige ist ehrgeizig und stellt sich gerne neuen Herausforderungen. Deshalb zog es ihn (neben familiären Gründen) 2022 ins Sternerestaurant Agata’s in Düsseldorf. Dort wird unter Küchenchef Marcel Förster, seinem Assistenten beim Koch-des-Jahres-Finale, eine weltoffene, innovative Küche gelebt und gerne Neues ausprobiert, erzählt Jaspar. Auch ein Hauch von Asien weht immer durch die Küche, was unter anderem an der großen japanischen Gemeinde in Düsseldorf liegt. Jaspar hat sich hier als Sous-Chef in der Patisserie bewährt.
Als frisch gekürter „Koch des Jahres 2024" hat Jaspar Wcislo schon den nächsten Karriereschritt ins Auge gefasst – gerne wieder im Fine Dining. Für Angebote ist er offen, betont aber, dass er bei der Wahl seines künftigen Arbeitgebers nicht nur viel Wert auf die Kulinarik, sondern auch auf einen weltoffenen Teamspirit legt. Im Agata’s in Düsseldorf konnte Jaspars Position bereits intern mit einem aufstrebenden Teamkollegen neu besetzt werden. Grundsätzlich wünscht sich Jaspar Wcislo aber mehr junge Menschen, die sich für die Gastronomie begeistern. Leute, die genauso für die Branche brennen wie er.
Was Jaspar in seiner Freizeit macht? „Kochen“ ist die spontane Antwort. Dabei lacht er fröhlich und betont, dass ihm Freizeit schon sehr wichtig sei. Mit seiner Verlobten unternimmt er regelmäßig Weinreisen, ist auch immer wieder gerne zu Gast bei Kolleginnen und Kollegen oder probiert mit Freunden neue Kochideen aus. Eine erfolgreiche Zukunft in der Gastronomie dürfte Jaspar Wcislo sicher sein.
JASPAR WCISLO
Jahrgang 1996
Oktober 2024
1. Platz beim Wettbewerb Koch des Jahres
09/2022 – 10/2024
Sous-Chef und Patissier; Restaurant Agata’s *,Düsseldorf
01/2022 – 08/2022
Chef de Partie, Restaurant PURS**, Andernach
01/2021 – 12/2021
Demi Chef de Partie, Restaurant PURS**, Andernach
07/2019 – 12/2020
Commis de Cuisine, Restaurant PURS**, Andernach
09/2016 – 06/2019
Kochausbildung, Romantik-Hotel Schloss Rettershof, Kelkheim im Taunus