Einen Service der ganz besonderen Art bietet Roland Kestel – er arbeitet ehrenmamtlich als sogenannter Marshall auf der IKA/Olympiade der Köche.
Rennpferde kurz vor dem Start“ – so kommen Roland Kestel die Köche oft vor, die bei der IKA/Olympiade der Köche um den Olympiasieg kämpfen. Als sogenannter Marshall ist es die Aufgabe des erfahrenen Kochs und Küchenmeisters, die „Rennpferde“ etwas zu zügeln, erzählt Kestel. „Wenn in bestimmten Situationen die Emotionen der Teilnehmer hochkochen“, erläutert der Nürnberger, „dann habe ich Verständnis dafür. Schließlich messen sich hier die besten Köche der Welt, müssen unter Zeitdruck Höchstleistungen erbringen. Da darf man schon einmal ein wenig aufgeregt sein oder etwas lauter werden.“
Damit die Wettbewerbsbedingungen trotzdem für alle fair bleiben, die Bestimmungen für die IKA/Olympiade der Köche eingehalten und die Vorgaben der Jury beachtet werden, brauchen erhitzte Gemüter eine Abkühlung. Für die will Marshall Roland Kestel sorgen. Geduld und Gelassenheit gehören nämlich zu den wichtigsten Voraussetzungen für dieses Ehrenamt, in das man von der Spitze des Verbandes der Köche berufen wird. Hinzukommen Kestel zufolge eine gute Portion Durchsetzungsvermögen, großes Organisationstalent und die Fähigkeit, in kniffliger Lage den Überblick zu behalten. Aber auch sprachliches Talent darf bei einem internationalen Wettbewerb nicht fehlen: Ein Marshall sollte fließend Englisch sprechen und möglichst noch eine weitere Fremdsprache beherrschen, bevorzugt Französisch.
Jeden Tag was Neues
Während der IKA/Olympiade der Köche sind eine Reihe von Marshalls im Einsatz. Kestel ist einer von knapp 20 Marshalls für den Bereich der warmen Küche. Aber auch in anderen Einsatzgebieten werden die Marshalls gebraucht: in der Gemeinschaftsverpflegung, bei den Nationalmannschaften und Jugendnationalmannschaften, beim Bufett und dem Chef‘s Table. Das erwähnte Bändigen der „Rennpferde“ ist jedoch nur eine der Herausforderungen, denen sich Kestel und seine Kollegen stellen müssen.
„Wir müssen Material ausgeben und die Rückgabe des Materials kontrollieren“, zählt der Marshall auf. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Küchen am Ende des Wettbewerbstages wieder sauber sind, damit es am kommenden Morgen munter weitergehen kann.“ Und: „Wir passen auf, dass jede Wettbewerbsgruppe in ihrem Areal bleibt – so wie es die Regularien vorsehen.“ Ein Marshall ist aber auch dann gefordert, wenn die Technik versagt und auf die Schnelle neue oder intakte Geräte beschafft werden müssen. „Jeder Tag bringt etwas Neues“, fasst Roland Kestel zusammen. Langweilig werde es nie; immer wieder müsse improvisiert und spontan gehandelt werden – im Geiste der IKA/Olympiade der Köche, versteht sich.
Unnachahmliche Atmosphäre
Die Marshalls, die der VKD benennt, dürfen nicht nur „alte Hasen“ sein. Der altersmäßige Mix macht´s. Schließlich soll auch der Nachwuchs bereits in die Pflicht genommen werden. Dabei gilt Kestel als eine Art Urgestein der Meisterschaften und Wettbewerbe für die kochende Zunft. Zuletzt amtierte er 2019 als Juryvorsitzender für Köche bei den „Jugendmeisterschaften für die gastgewerblichen Ausbildungsberufe“. Bei der IKA 2012 war Roland Kestel zudem Juryvorsitzender für Nationalmannschaften in der Kategorie B und trainiert seit zehn Jahren die Jugend beim Verein Nürnberger Köche.
Roland Kestel ist einer der ersten Marshalls überhaupt – die Idee dazu wurde 2012 geboren. Auf seinen nächsten Einsatz 2020 freut sich Kestel, im Hauptberuf Fachlehrer, bereits jetzt. „Es werden anstrengende und lange Tage“, weiß er. Doch der Job mache einfach Spaß. Die Atmosphäre sei eine ganz besondere und unnachahmlich. Und wenn nach einem Wettbewerbstag in den Küchen die Lichter ausgehen, wird noch weitergeredet, diskutiert und gefeiert, weiß der Profi.