Mut, Entschlossenheit und Gemeinschaftssinn zeichnen Franziska Weidner aus, die mit ihrem Start-up „Food Trucks United“ Pionierarbeit leistet. Ihre Vision des gemeinschaftlichen Arbeitens begeistert nicht nur Foodtruck-Betreibende, sondern sicherte ihr auch den Sieg beim Deutschen Gastro-Gründerpreis 2024.
„Wenn wir uns alle an die Hand nehmen, können wir viel erreichen“, lautet das Credo von Franziska Weidner, die mit ihrer Full-Service-Agentur „Food Trucks United“ ihre Vision des Miteinanders in der Foodtruck-Szene in die Tat umgesetzt hat. „Wir arbeiten in der schönsten Branche der Welt – lasst uns das gemeinsam machen“, lautete Weidners Appell beim Finale des Deutschen Gastro-Gründerpreises am 8. März 2024 im Rahmen der Internorga. Diese Philosophie zu verbreiten, sei für sie eine absolute Herzensangelegenheit.
Dass die 30-Jährige mit Herzblut bei der Sache ist, erkannte nicht nur die Fachjury, die sie aus über 100 Bewerbungen unter die Top 5 der überzeugendsten und innovativsten Start-up-Konzepte setzte, sondern auch das Fachpublikum, das die junge Gründerin im Finale per Live-Voting auf Platz 1 wählte. „Ich wollte anderen jungen Frauen ein Vorbild sein und zeigen: ‚Macht Euer Ding und traut Euch – auch in der Männerdomäne Gastronomie‘“.
Hippelige Macherin
Die Idee zu Food Trucks United kam Weidner während des ersten Corona-Lockdowns 2020 – aus der Not heraus. Der Hintergrund: Die Veranstaltungsbranche, in der sie arbeitete, war durch die Pandemie zum Erliegen gekommen und zwang die junge Gründerin in die Kurzarbeit. Als „hippelige Macherin“, wie Weidner sich selbst beschreibt, war Aussitzen und Abwarten keine Option. Glücklicherweise war Franziskas Vater, Andreas Weidner, Besitzer eines eigenen Foodtrucks, nicht vom Lockdown betroffen und bot seiner Tochter an, ihn ein wenig zu unterstützen. Das ließ sie sich nicht zweimal sagen.
Schnell wurde ihr klar, dass täglich Foodtrucks unterwegs sind, die niemand sieht oder kennt. „Ich habe dann eine Website erstellt, auf der ich die Foodtrucks gelistet habe, weil ich etwas bewegen wollte“, erzählt Franzi. Gedacht als Zweckgemeinschaft, um die Kräfte der Foodtruck-Betreibenden in Krisenzeiten im Raum München zu bündeln und ihre Angebote sichtbarer zu machen, rief Franziska Weidner gemeinsam mit Ihrem Vater das Start-up mit Community-Gedanken ins Leben. Das Foodtruck-Geschäft boomte – Corona sei Dank – und innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich aus der Idee eines zeitlich begrenzten Projekts eine Full-Service-Agentur rund um das Thema Streetfood für jeden Anlass. Ihren Job als Veranstaltungskauffrau gab Franziska schließlich 2021 schweren Herzens auf. „Ich habe meine Arbeit sehr geliebt, aber ich kann nur eine Sache richtig machen.“ Bereut hat sie ihre Entscheidung nicht: „Die Gründung von Food Trucks United ist das Schönste, was ich je erlebt habe. Dass aus einer Idee des Miteinanders so etwas entstanden – und, dass ich mich einfach getraut habe und mutig war – das ist ein sehr schönes Gefühl“, sagt Weidner.
Ansprechpartner für alle Bedürfnisse
Mittlerweile zählt das Netzwerk über 150 Foodtruck-Betreibende. Auf der Homepage und in der Food-Trucks-United-App sind alle Foodtrucks gelistet, die Teil der Community sind. So können Unternehmen oder Privatpersonen den passenden Foodtruck buchen, sei es für private Anlässe wie Hochzeiten oder Geburtstage, Firmenfeiern, Messecatering oder Streetfood-Events. Die Palette der angebotenen Speisen – von tibetischer, asiatischer, mexikanischer, indischer, italienischer, deutscher oder veganer Küche über BBQ, Bratwurst, Hot Dogs bis hin zu Smoothies, Kaffee, Cocktails, Bowls und Co. – ist breit gefächert, sodass für jeden Geschmack etwas dabei ist.
Gegenüber den Kund:innen fungiert Food Trucks United als Ansprechpartner für alle Bedürfnisse. Aber: „Jeder Foodtrucker ist sein eigenes Unternehmen“, erklärt Weidner weiter. Die Foodtruck-Betreibenden erhalten unter anderem Hilfestellungen, Unterstützung bei Versicherungsfragen, teilen sich Aushilfen im Krankheitsfall oder erhalten Rabatte beim Einkauf von Lebensmitteln und Produkten. „Durch unsere Kooperationspartner haben die Foodtrucks die Möglichkeit, Vergünstigungen zu erhalten. Meist sind es junge Start-ups, die wir unterstützen, um auch hier die Gemeinschaft zu fördern“, erklärt sie. Kein Konkurrenzdenken, sondern gegenseitige Unterstützung und Motivation ist auch hier die Devise.
Daraus ergibt sich eine Win-win-Situation für beide Seiten: Foodtruck-Betreibende erhalten für eine monatliche Gebühr eine Listung, werbliche Unterstützung, außerdem werden sie in die Social-Media-Aktivitäten sowie in den Newsletter integriert. Bei erfolgreicher Vermittlung von Catering-Aufträgen erhält Food Trucks United eine Provision von 5 Prozent. Um in die Gemeinschaft aufgenommen zu werden, müssen bestimmte Qualitätsstandards erfüllt werden. „Bei uns muss zum Beispiel jeder ein Kassensystem haben, eine Reisegewerbekarte, eine Gasprüfung, nach HACCP arbeiten und ein sauberes Auftreten haben“, zählt die Gründerin einige der Kriterien auf. „In der Außenwirkung ist das für uns alle wichtig.“
Teil der Community
Neben dem Start-up betreiben Franzi und ihr Vater einen eigenen Foodtruck namens „Herr von Schwaben“ und sind damit selbst Teil der Community. „Wir bieten klassisches, bodenständiges schwäbisches Essen an – von Maultaschen über Spätzle bis hin zu Ochsenfetzen “, sagt sie. Während Papa Weidner sich um alle Belange des eigenen Foodtrucks kümmert, hat Franziska Zeit, im Hintergrund die Fäden zu ziehen. „Ich plane alle Veranstaltungen, koordiniere Kooperationen, kümmere mich um Social Media und schreibe Angebote“, erklärt sie.
Franziska Weidner hat es geschafft. Nicht nur beim Deutschen Gastro-Gründerpreis 2024 konnte sie überzeugen, viel wichtiger: Die Foodtruck-Community, die ihr zum großen Finale nach Hamburg gefolgt ist, steht voll und ganz hinter der jungen Gründerin und ist zu einer großen Familie geworden.
In Zukunft will das Start-up deutschlandweit aktiv werden. Junge Menschen ausbilden, das könnte sich Franzi auch vorstellen. Ihr Tipp an alle angehenden Gründer:innen? „Überlegt Euch gut, ob ihr mit der Familie gründen wollt. Mir war vorher nicht bewusst, dass sich die Beziehung verändert und das Geschäftliche in den Vordergrund rückt.“ Die gleiche Entscheidung würde sie jedoch immer wieder treffen. Nun gilt es eine gesunde Balance zwischen Privatem und Geschäftlichem zu finden.