Next Chef Award: Karrieresprungbrett für junge Kochtalente

Grenzenlose Freude bei Sieger Gedion Beckmann, der sich in einem anspruchsvollem Finale in Hamburg den begehrten Titel "Next Chef 2025" sicherte. Foto: © Ingo Hilger
Petra Münster 10.04.2025 MAGAZIN  |  Karriere

Der Next Chef Award gehörte auch in diesem Jahr wieder zu den viel beachteten Programm-Highlights der Internorga. Der Wettbewerb, dessen Initiator und Schirmherr Starkoch Johann Lafer ist, wird seit 2016 live auf der Messe ausgetragen und gilt als wichtiges Karrieresprungbrett für junge Kochtalente. In einem anspruchsvollen Finale sicherte sich Gedion Beckmann aus Hamburg den begehrten Titel „Next Chef 2025“.

Diesen Moment wird Gedion Beckmann so schnell nicht vergessen: Nach einem nervenaufreibenden Finale, in dem er sich gegen die harte Konkurrenz von fünf weiteren Finalisten durchsetzen musste, kürte Johann Lafer den Patissier aus dem Hamburger Restaurant „Der Player“ am 17. März auf der Internorga zum „Next Chef 2025“. Mit 226 von 360 möglichen Gesamtpunkten lag der 23-Jährige in der Bewertung der hochkarätig besetzten Fachjury deutlich vorn – und konnte es zunächst selbst kaum glauben.
Noch kurz vor der Preisverleihung war Gedion alles andere als siegessicher: „Ich bin semi-zufrieden“, bewertete er seine Leistung im Finale auf Nachfrage des Moderators. Und das lag vor allem am Schwierigkeitsgrad von Johann Lafers Tellergericht, das die sechs Finalisten ohne Rezept in nur 60 Minuten möglichst perfekt nachkochen sollten: Kalbsfilet mit eingearbeiteter Jakobsmuschel, bei 54,5 Grad sous-vide gegart, dazu ein Krautwickel aus Spitzkohl, eine zweifach panierte, bei 170 Grad ausgebackene Kartoffelpraline, gepickelte Zwiebel, etwas Sakura-Kresse, als Sauce eine Emulsion aus Kampot-Pfeffer und Estragon. 

Der Wettbewerb: Johanns Messlatte 

Bevor die Uhr lief, hatten die sechs männlichen Finalisten – alle zwischen 22 und 26 Jahre alt – 20 Minuten Zeit, um Lafers Gericht zu probieren, die Zutaten zu identifizieren, sie in einem nachgebauten Shop, der neben ihren Kochstationen aufgebaut war, zu besorgen und sich Notizen zur Zubereitung zu machen. Dann gab Lafer das Startsignal – 60 Minuten und keine Sekunde länger! Das sei ganz schön schwierig gewesen „wegen der komplizierten Elemente auf dem Teller, vor allem das Fleisch, und generell habe ich noch nicht so viel mit Jakobsmuscheln gearbeitet“, so Gedion Beckmanns Fazit. Mitbewerber Markus Suntinger von der „Bonvivant Cocktail Bar“ in Berlin, der im Finale den 3. Platz belegte, weiß genau, was der Kollege damit meint: „Es war wirklich knackig mit der einen Stunde und dem Sous-vide-Garen“. Handwerklich anspruchsvoll das Ganze, versichert auch Yves Knittlmayer, Sous-Chef im neu eröffneten „Pink  – das Restaurant“ in Hülzweiler, der sich den zweiten Platz sicherte. 

„Eine Mega-Herausforderung, selbst für Kitchen-Impossible-Erprobte“, gibt Johann Lafer zu. Ganz bewusst hat der Grandseigneur der „Küchenschlacht“ die Messlatte für den Next Chef Award 2025 im Vergleich zu den Vorjahren noch einmal höher gelegt. Schließlich geht es bei dem Kochwettbewerb, der seit 2016 live im Rahmen der Internorga ausgetragen wird, auch darum, medienwirksam für den Kochberuf und die Karrierechancen, die er talentierten jungen Männern und Frauen bietet, zu werben. Da darf der Anspruch schon etwas höher sein. „Ein Gericht nachzukochen, ist viel schwieriger, als aus einem Warenkorb etwas zu machen. Du scheiterst an einfachen Dingen, weil du plötzlich nicht richtig zuordnen kannst, was ist da drin, und wie komme ich zu dem Ziel, dass es so ähnlich schmeckt. Und man muss sich überlegen, wie man das alles in der Zeit gemanagt bekommt“, plaudert Lafer aus dem Nähkästchen.

Im Vorfinale: Drei verschiedene Warenkörbe

Dennoch spielt der Warenkorb auch beim Next Chef Award eine Rolle. Dem Finale voraus gehen nämlich stets mehrere Vorfinalrunden, bei denen sich die Titelanwärter erst einmal für die Endrunde qualifizieren müssen. Aufgeteilt in drei Gruppen zu sechs Köchen ging es beim diesjährigen Award darum, aus einem Warenkorb mit vier vorgegebenen Produkten ein ebenso kreatives wie schmackhaftes Gericht auf sechs Juryteller zu bringen. 20 Minuten für die Auswahl der Zutaten im Shop – 60 Minuten fürs Kochen und Anrichten. 

In der ersten Challenge 2025 enthielt der Warenkorb „Gelbschwanzmakrele, Rhabarber, Salzzitrone und Passionsfrucht“, in der zweiten Runde lautete die Vorgabe „Maitake-Pilz (Tanzpilz), Mangold, Ponzu-Sauce, Schmand“ und in der dritten „Duroc-Schwein, Kohlrabi, wilder Blumenkohl, Bio-Süßrahmbutter“. Die Köche der beiden jeweils bestbewerteten Gerichte erhielten das Ticket zum Finale. Next Chef Gedion Beckmann und Markus Suntinger qualifizierten sich über das zweite Vorfinale, Yves Knittlmayer und Fabian Schablas (Der Steirerhof) über das dritte. Über die erste Challenge schafften es Gedions Kollege Marlon Richter (Der Player) und Justin Gerdts (Hotel Am Medemufer).

 

„Es ist eine unglaubliche Ehre, den Next Chef Award zu gewinnen! Dieser Wettbewerb hat mir nicht nur die Möglichkeit gegeben, meine Leidenschaft für das Kochen zu zeigen, und das vor absoluten Branchengrößen, sondern auch tolle Kolleginnen und  Kollegen kennenzulernen.“
Gedion Beckmann 

Die Jury: Eine Klasse für sich

Das Bewertungsverfahren war in den Vorrunden und im Finale identisch: Die Fachjury bewertete die sechs angerichteten Teller jeweils „blind“, das heißt, ohne sie den Teilnehmern zuordnen zu können, nach einem 60-Punkte-Schema. 

In die Gesamtwertung flossen der Geschmack mit maximal 20 Punkten, Kreativität, Technik, Respekt vor dem Produkt und Optik mit jeweils maximal 10 Punkten ein. Next Chef wurde der Finalist mit der höchsten Punktzahl aller Juroren. 

Im Finale zu überzeugen, war kein Kinderspiel. Denn am Jurytisch saßen mit Marco Müller (Rutz***, Berlin), Christoph Rüffer (Haerlin**, Hamburg), Nelson Müller (Schote, Bergisch-Gladbach), Thomas Martin (Jacobs, Hamburg) und Cornelia Poletto (Cornelia Poletto, Hamburg) ausgewiesene Profis aus der Spitzengastronomie. Das Urteil der Jury: wertschätzend und ehrlich zugleich.

Marco Müllers Fazit zu den Tellern der Finalisten: „Ich finde es spannend, dass jeder eine Sache ganz besonders gut getroffen hat. Man sieht (allerdings) schon, dass dem ein oder anderen so ein bisschen die Zeit davongelaufen ist.“ Christoph Rüffer ergänzt: „Bei manchen Tellern fehlt so ein bisschen die Sauce, und der Garpunkt ist ein Problem. So richtig komplett getroffen hat es kein Teller.“ 
Nelson Müller hat dafür Verständnis: „Es ist immer anders, wenn man in so einer Drucksituation ist. Und normalerweise kochen wir ja nicht alleine, sondern im Team.“ Thomas Martin findet: „Alle Kandidaten haben hier etwas Schönes abgeliefert, überall gibt es so kleine Höhen und Tiefen.“ Cornelia Poletto konkretisiert: "Es ist schwierig gewesen, mit der Zeit auszukommen. Garpunkte sind ein riesiges Thema. Ich wundere mich, dass keiner die Farce erkannt hat.“ Zum Schluss sind sich alle Juroren mit Poletto einig: „Hier standen absolute Ausnahmetalente am Herd. So viel Leidenschaft und Perfektion – das macht Hoffnung für die Zukunft der Gastronomie.“

Leidenschaft für den Kochberuf hat Next Chef Gedion Beckmann auf jeden Fall. Als Nächstes wird sich der 23-Jährige um seinen Hauptgewinn kümmern: sein erstes eigenes Kochbuch im Gräfe und Unzer Verlag. Erste Tipps kann er sich von seinem Chef Jonas Straube holen. Denn der ehemalige Küchenchef und heutige Geschäftsführer von „Der Player“ hat den Next Chef Award 2016 gewonnen und bereits erfolgreich als Karrieresprungbrett genutzt.

GEWINNER DES NEXT CHEF AWARD

2025: Gedion Beckmann
2024: Niklas Herrmann
2023: Anne Brandes
2019: Kevin Gedike
2018: Marianus von Hörsten
2017: Maximilian Schultz
2016: Jonas Straube 


Dieser Artikel ist in KÜCHE Ausgabe 4/25 erschienen.